Wenn dein Leben sich nur noch nach ,,muss ja" anfühlt
- Sonja Grammel
- 18. Apr.
- 3 Min. Lesezeit
Aktualisiert: 29. Apr.
Wie geht’s dir? "Muss ja."
Ich höre diesen Satz oft.
Von Bekannten, von Klient*innen, im Wartezimmer, in der Freizeit, auf der Arbeit und jedes Mal merke ich:
Da zieht sich in mir etwas zusammen.
Denn "muss ja" ist kein echtes Gefühl.
Es ist eine Haltung.
Eine, die oft nichts mehr fragt.
Eine die hinnimmt.
Die durchhält.
Die sich selbst zur Seite schiebt.
Ich gebe zu, ich versuche es in meinem Leben anders zu machen.
Ich frage. Ich zweifle. Ich bewege Dinge, auch wenn sie unbequem sind.
Und vielleicht verstehe ich es deshalb nicht immer.
Vielleicht tue ich damit auch manchen Menschen unrecht –weil es natürlich Situationen gibt, die du nicht einfach ändern kannst.
Aber gerade deshalb will ich hinschauen. Was passiert, wenn ich im "muss ja"-Modus lebe?
Der Unterschied zwischen Hinnehmen und Akzeptieren
Für mich liegt da ein großer Unterschied.
Hinnehmen ist passiv.
Es fühlt sich an wie ein inneres Aufgeben.
Akzeptieren dagegen hat eine andere Qualität.
Es ist ein bewusstes Annehmen –nicht weil ich es toll finde, sondern weil es gerade Teil meiner Realität ist.
Ich kann etwas akzeptieren und trotzdem sagen:
So will ich nicht weiterleben.
Ich kann etwas akzeptieren und trotzdem beginnen, etwas zu verändern.
"Es ist, wie es ist" – und trotzdem darf es anders werden
Dieser Satz – "Es ist, wie es ist" – klingt ähnlich wie "Muss ja".
Aber für mich steckt darin etwas völlig anderes.
Es ist, wie es ist" enthält Akzeptanz.
Präsenz.
Wirklichkeit.
"Muss ja" dagegen oft Resignation. Abkopplung. Überleben statt Leben.
Ich darf sagen:
Es ist gerade so – und es fühlt sich nicht gut an.
Ich darf fühlen, dass es mir zu viel ist.
Ich darf mit dem Leben hadern.
Und ich darf trotzdem weitergehen.
Was passiert, wenn ich alles nur hinnehme?
Wenn ich immer nur durchhalte, verliere ich irgendwann den Kontakt zu mir.
Ich funktioniere.
Ich schiebe weiter.
Ich bin für andere da.
Aber was ist mit mir?
Im Alltag verliere ich dann:
das Spüren
das Innehalten
den Moment, in dem ich mich selbst frage:
Was brauche ich eigentlich?
Und irgendwann verliere ich vielleicht auch den Mut, Dinge zu verändern.
"Muss ja" macht still – und manchmal krank
Ich glaube, dass viele körperliche Symptome genau hier entstehen:
Wo Gefühle keinen Platz mehr haben.
Wo Bedürfnisse überhört werden.
Wo ein Nein nie ausgesprochen werden durfte.
Muss ja" klingt harmlos.
Aber es ist oft das Echo von Überforderung, Einsamkeit oder Hoffnungslosigkeit.
Und es hält uns davon ab, neue Wege zu sehen.
Was sage ich, wenn jemand "Muss ja" sagt?
Ich habe manchmal den Impuls zu antworten:
Nein, es muss nicht.
Weil ich es so sehr spüre – dass es auch anders gehen darf.
Und trotzdem frage ich mich dann:
Ist das die richtige Reaktion?
Kommt das an?
Oder überfordert es dich vielleicht sogar?
Ich weiß es nicht immer. Was ich aber weiß:
Ich wünsche mir, dass wir wieder miteinander ins Gespräch kommen.
Dass wir nicht im "Muss ja" verharren – sondern uns gegenseitig erinnern dürfen, dass Leben mehr ist als nur Aushalten.
Vielleicht liest du diese Zeilen und erkennst dich wieder
Dann ist das hier keine Kritik.
Sondern eine Einladung.
Zu schauen, was gerade wirklich da ist.
Und ob da vielleicht etwas Neues entstehen darf.
Ich weiß, dass du nicht alles sofort verändern kannst.
Aber ich glaube, dass es möglich ist, kleine Dinge wieder zu spüren.
Eine Frage zu stellen.
Eine Entscheidung zu treffen.
Etwas nicht mehr hinzunehmen.
❤️ Wenn du magst, bin ich da
Wenn du das Gefühl hast, du steckst fest im "muss ja" –und du willst raus aus dem Funktionieren und zurück zu dir:
Dann melde dich.
Ich höre zu.
Und vielleicht gehen wir ein Stück gemeinsam.
Und wenn du das nächste Mal kurz davor bist, "muss ja" zu sagen, denk gern an diesen Text zurück.
Manchmal beginnt Veränderung genau in so einem Moment.
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