Wenn Du willst, dass Dein Kind Vertrauen lernt – aber Du selbst lebst in Angst
- Sonja Grammel
- 2. Mai
- 3 Min. Lesezeit

Vielleicht willst Du Deinem Kind das mitgeben, was Du selbst nie hattest:
Sicherheit.
Ruhe.
Vertrauen in sich und die Welt.
Und vielleicht merkst Du dabei, wie schwer das ist – weil Du selbst innerlich angespannt bist.
Weil Du oft im Kopf durchspielst, was alles schiefgehen könnte.
Weil Du funktionieren musst, stark sein musst, alles im Griff haben musst.
Weil Du tief drin gelernt hast: „Ich darf nichts falsch machen.“
Du gibst alles.
Du willst nur das Beste. Aber irgendwo spürst Du:
Dein Kind fühlt nicht das, was Du sagst. Es fühlt das, was in Dir ist.
Kinder spüren, was wir ausstrahlen – auch wenn wir nichts sagen.
Manchmal glauben wir, wir könnten unsere Ängste verstecken.
Dass unser Kind schon nicht merkt, wie sehr wir innerlich angespannt sind.
Aber Kinder haben feine Antennen.
Sie nehmen nicht das auf, was wir sagen – sie nehmen das auf, was wir sind.
Wenn wir selbst tief im Kontrollmodus sind, aus Angst, etwas könnte schiefgehen – dann spüren sie das.
Wenn wir das Leben als unsicher empfinden, als etwas, das man lieber vermeiden oder aushalten muss – dann fühlen sie genau das.
Und das prägt.
Nicht, weil wir schlechte Eltern sind. Sondern weil sich Stimmung überträgt.
Schwingung. Haltung.
Weil Kinder unbewusst mitlernen, wie man durchs Leben geht – nicht aus unseren Worten, sondern aus unserem Dasein.
In meiner Arbeit erlebe ich das oft:
Wenn Kinder mit Ängsten kommen, arbeite ich fast immer auch mit den Eltern.
Weil da etwas weitergegeben wurde – nicht aus bösem Willen, sondern einfach aus Erfahrung.
Und das Gute ist: Was weitergegeben wurde, kann auch unterbrochen werden.
Vertrauen lässt sich nicht vorspielen – es will vorgelebt werden
Ich erlebe es oft – besonders in unserer heutigen Zeit:
Eltern wollen alles richtig machen.
Sie wollen schützen, absichern, begleiten.
Und manchmal übernehmen sie dabei zu viel.
Kinder sollen möglichst nie scheitern, nie traurig sein, nie fallen.
Aber das Leben funktioniert nicht so.
Und wenn Kinder spüren, dass ihre Eltern alles für sie regeln wollen, lernen sie vor allem eines:
„Meine Eltern trauen mir nichts zu. Ich schaff das nicht allein.“
Dabei ist Scheitern nicht das Ende – es ist oft der Anfang von etwas Neuem.
Nur wenn ich auch mal erfahre, dass etwas nicht klappt, kann ich lernen, damit umzugehen.
Veränderung entsteht oft erst dort, wo etwas nicht funktioniert hat.
Wenn immer alles reibungslos läuft, bleibt die Entwicklung oft stehen.
Denn das Leben ist nicht dafür gemacht, dass alles glatt läuft – es ist dafür gemacht, dass wir lernen, auch mit Stolpern weiterzugehen.
Du handelst aus einem tiefen Wunsch nach Sicherheit – du glaubst: Wenn ich alles im Griff habe, wenn ich kontrolliere, dann bin ich safe.
Dann passiert nichts.
Dann geht nichts schief.
Aber Vertrauen entsteht nicht aus Kontrolle. Sondern aus dem Mut, auch loszulassen.
Kinder brauchen das Gefühl: „Meine Eltern glauben an mich.“
Nicht nur mit Worten – sondern in ihrem Verhalten.
Und sie brauchen Eltern, die dem Leben vertrauen.
Die nicht immer den nächsten Schritt absichern, sondern zeigen:
Man darf Dinge ausprobieren.
Man darf Fehler machen. Und es wird trotzdem gut.
Vertrauen ist keine Technik. Es ist eine Haltung – und eine wichtige Grundlage für Entwicklung.
Du musst das nicht alleine schaffen.
Ich weiß, wie schwer es ist, alte Muster zu durchbrechen.
Wie laut der innere Kritiker ist.
Wie anstrengend es ist, stark wirken zu wollen, wenn man sich innen leer fühlt.
Keiner muss das Leben alleine schaffen.
Du darfst Dir Unterstützung holen.
Nicht, weil Du versagt hast – sondern weil es leichter ist, wenn jemand mitgeht.
Du kannst heute anfangen. Nicht für das perfekte Elternsein. Sondern für Dich – und für das, was Dein Kind durch Dich spüren darf.
Wenn Du willst, begleite ich Dich dabei. Still. Klar. Ohne Bewertung.
Und noch das:
Mir ist sehr bewusst, wie groß diese Aufgabe ist.
Ich glaube, Elternsein ist eine der tiefsten, verantwortungsvollsten Rollen, die wir im Leben haben können.
Weil so viel falsch laufen könnte.
Weil man nichts übersehen will.
Weil man einfach alles richtig machen möchte.
Aber vielleicht geht es gar nicht darum, alles richtig zu machen.
Sondern ehrlich zu sein. Zuzuhören. Da zu sein.
Und selbst immer wieder dazuzulernen und zu wachsen.
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