
Drei Generationen – und warum wir einander zuhören sollten
- Sonja Grammel
- 5. Aug.
- 2 Min. Lesezeit
Manchmal sitzen in einer Woche drei Generationen in meinem Praxisraum und jede bringt ihr eigenes Leben mit.
Unterschiedliche Erfahrungen, unterschiedliche Sorgen, unterschiedliche Träume.
Und doch verbindet sie etwas: Jede hat ihren Weg gehen müssen und kein Weg war leicht.
Jede Generation ist von der Zeit geprägt, in der sie groß geworden ist.
Von den Umständen, den Chancen und den Werten, die damals wichtig waren.
Keine Zeit war „besser“. Sie war einfach anders und genau darin liegt die Möglichkeit zum Verstehen und zum Respekt zwischen Jung und Alt.
Die Großeltern – Nachkriegsgeneration
Wer in den Jahren nach dem Krieg groß wurde, lebte in einer Zeit, in der Sicherheit und Versorgung oberste Priorität hatten.
Ordnung, Sauberkeit, feste Abläufe das war nicht nur Gewohnheit, sondern ein Schutzmechanismus in unsicheren Zeiten.
Diese Werte gaben Halt und Struktur.
Sie prägten das Leben und wirken bis heute.
Zuhören hilft hier zu verstehen, warum diese Haltung so tief verankert ist.
Die Eltern – Generation X bzw. ältere Millennials
Diese Generation wuchs mit festen Strukturen auf und lernte früh, Verantwortung zu übernehmen.
Viele wollten es bei ihren eigenen Kindern anders machen: mehr Raum für Gefühle, mehr Vertrauen, mehr Verständnis.
Doch die eigenen Prägungen reisen immer mit.
Respekt entsteht oft dann, wenn wir anerkennen, dass auch dieser Spagat zwischen „anders machen“ und „Prägung weitergeben“ nicht einfach ist.
Die Jugendlichen – Generation Z
Sie wachsen in einer Zeit auf, in der vieles selbstverständlich oder leichter zugänglich ist: Bildung, Versorgung, Informationen.
Sie dürfen über Gefühle sprechen und sagen, wenn es ihnen nicht gut geht.
Und trotzdem erlebe ich viele, die unter starkem Druck stehen.
Es ist der Druck, mithalten zu müssen.
Immer zu zeigen, dass man „dran“ ist.
Gute Noten zu schreiben am besten eine Eins.
Ein Lebenslauf, der schon in jungen Jahren gefüllt sein soll.
Sicher gibt es auch Jugendliche, denen das egal ist.
Aber die, die bei mir landen, ticken oft anders:
Sie setzen sich selbst unter enormen Leistungsdruck und glauben, dass sie immer mehr geben müssen, um „gut genug“ zu sein.
Social Media verstärkt das, weil dort scheinbar alle alles schaffen.
Doch der eigentliche Druck sitzt oft tiefer: in den eigenen Erwartungen an sich selbst.
Mein Gedanke dazu
Für mich geht es nicht darum, herauszufinden, welche Generation es schwerer hatte.
Jede Zeit bringt ihre eigenen Herausforderungen mit und jeder Mensch seine eigene Geschichte.
In meiner Arbeit sehe ich immer wieder, wie besonders Menschen sind – egal, ob sie es selbst so empfinden oder nicht.
Ob es jemand ist, der schon viele Jahrzehnte Lebenserfahrung mitbringt, jemand mitten im vollen Alltag zwischen Arbeit und Familie steht, oder jemand, der noch zur Schule geht und sich schon früh fragt, ob er oder sie gut genug ist.
Vielleicht liegt genau darin die Chance:dass wir neugierig bleiben aufeinander,
Uns zuhören und ein Stück vom Leben des anderen verstehen wollen.
Ich glaube, dass jede Generation voneinander lernen kann, wenn wir uns darauf einlassen und unser Herz offenhalten.
Kommentare